Kleine Band, großer Klang


Von Christian Leinweber, 04.09.09, 17:03h

Die Big Band Overath macht seit 25 Jahren zusammen Musik. Nun feiern die Musiker ihr Jubiläum - wie sollte es anders sein - mit einem Konzert.

Overath Der Dirigent und Trompeter Dirk Pawelka ist mit dem Klang noch nicht zufrieden. „Okay“, sagt er ruhig, „stimmen wir noch mal nach.“ Die Musiker der Big Band Overath proben gerade das Lionel-Ritchie-Stück „All Night Long“. „In so einer kleinen Big-Band-Besetzung wie bei uns fällt es auf, wenn sich jemand verspielt“, erklärt Trompeter Arndt Vogel (38). „Deshalb wird nach dem ersten Titel eingestimmt, dann funktioniert das Spiel auch in einer kleinen Gruppe.“

Und das Spiel muss sitzen für den nächsten großen Auftritt: die 25-Jahr-Feier der 1984 gegründeten Big Band Overath am Sonntag, 6. September. Der Geschäftsführer Alfred Vogel (66) erinnert sich noch gut an die Zeit, als aus dem Jugend-Blas-Orchester der Realschule Overath eine Big Band wurde. Sein Sohn Arndt Vogel spielte von Anfang an in dem Orchester, das von den Eltern der teilnehmenden Schüler mit großem finanziellen Aufwand ausgestattet wurde. Doch Unstimmigkeiten zwischen den damaligen Orchesterleitern führten zum Ende des Projektes. „Da konnten wir als Eltern nichts machen“, erzählt Alfred Vogel. „Wir haben uns darauf entschlossen, einen Verein zu gründen.“

Die Funktionen wurden unter den Gründungsmitgliedern aufgeteilt: Vogel wurde Geschäftsführer, Johannes Schmidt bekam das Amt des Schatzmeisters und Dr. Dieter Schmitz wurde zum Vorsitzenden ernannt. „Dann haben wir eine Satzung geschrieben“, so Vogel, „und seitdem sind 25 Jahre vergangen.“ Die rund 20 Musiker der Gruppe im Alter von 20 bis 55 Jahren sind mit der Zeit dazugekommen. Sie haben zum Teil andere Mitglieder ersetzt, die aus beruflichen Gründen nicht mehr dabei sein konnten. „Der eine studiert Maschinenbau in Aachen, der andere Gartenlandschaftsbau in Hannover“, erklärt Arndt Vogel. Alfred Vogel ergänzt: „Stellen Sie sich vor, Sie bauen mit Ihren Kindern eine Sandburg am Meer. Plötzlich kommt eine Welle und schwemmt alles wieder weg. So geht das laufend.“ Daher heißt es für die Musiker: proben, so oft man kann. Alfred Vogel: „Wir müssen Zuverlässigkeit haben, sonst geht es nicht.“ Dafür nehmen manche Mitglieder einen etwas längeren Anfahrtsweg in Kauf. Die aus Köln stammende Saxophonistin Stephanie Doherty zum Beispiel. „Eine Freundin, die auch hier spielt, hat mich gefragt, ob ich nicht mitmachen will.“ Jetzt ist sie schon seit drei Jahren dabei, Teil einer Band, die trotz der semi-professionellen Musiker nach einem professionellen Projekt klingt. „Okay“, sagt Pawelka nach ein paar Durchläufen von „All Night Long“ ein weiteres Mal. „Das war zum Warmwerden.“ Der Profi hört noch falsche Töne, die dem Laien nicht auffallen würden. Ausgelassen und doch konzentriert stimmen die Musiker erneut ihre Instrumente. Niemandem scheint es etwas auszumachen, das gleiche Stück immer wieder aufs Neue zu spielen. Das hat etwas mit Ehrgeiz zu tun, weiß Arndt Vogel: „Der Ehrgeiz ist da, denn man kann immer etwas an einem Lied verbessern. Man will nicht auf der Stelle stehen bleiben. Wir haben Titel drin, die spielen wir schon seit zehn Jahren. »In the Mood« von Glenn Miller zum Beispiel. Das gehört zu einer Big Band dazu.“ Andere Titel, die vom Schwierigkeitsgrad her überholt seien, würden aussortiert. Hinzu kommt, dass die Mitglieder die Songs selbst aussuchen. „Wir müssen darauf achten: Was gefällt uns, und was gefällt dem Publikum?“

Das ist eine ganze Menge - die Big Band hat ein beachtliches Repertoire an 140 Titeln zu bieten: Glenn Miller und Henry Mancini, Phil Collins und Robbie Williams, Roger Cicero, Filmmelodien und „Earth, Wind and Fire“, um nur ein paar zu nennen. Jazz, Swing, Soul und Pop verschmelzen die Musiker zu einem dichten Big-Band-Sound. Dabei hat das Bauchgefühl einen besonderen Stellenwert. Arndt Vogel: „Wichtig ist, dass jemand aus dem Bauch heraus spielen kann, die Musik auch rüberbringen will. Das Publikum soll merken, dass man es aus Spaß und Überzeugung macht. Es geht nicht darum, dass unsere Mitglieder perfekte Notenleser sind, aber sie müssen die Musik mögen.“ Bisher konnte die Big Band auf zahlreichen Veranstaltungen - von Firmenfeiern über Hochzeiten bis hin zu Stadtfesten - ihre Publikumswirksamkeit testen. Gerade bei Open-Air-Veranstaltungen setzt die Gruppe auf einen sehr guten Klang. Arndt Vogel: „Eine Big Band ist immer noch etwas Besonderes. Um draußen einen Auftritt zu machen, brauchen wir auch einen Tontechniker. Wir wollen guten Sound, den Anspruch stellen wir an uns.“

Nachhören kann das jeder auf der 25-Jahr-Feier der Big Band Overath, die am 6. September um 12 Uhr auf dem Bahnhofsplatz Overath eröffnet wird.

Quelle:

http://www.rhein-berg-online.ksta.de/jrbo/artikel.jsp?id=1246883860794
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